Heiko Lewanzik will freien Fall trainieren und Sturzflug verhindern

Heiko Lewanzik macht an der Aeroflugschule in Kassel den sogenannten ,,Freifallschein’’. Die theoretische Prüfung hat er am letzten Sonntag abgelegt, zum Springen war es vor sieben Tagen zu regnerisch. Zwar ist Heiko Lewanzik bei der Bundeswehr in der Fallschirmspringerstaffel, aber so rechtes Skydiven ist dort nicht angesagt. Der Schirm öffnet automatisch beim verlassen des Flugzeugs und gesprungen wird auch nur aus 800 Metern Höhe. Das war ohne Kick und deshalb war für den begeisterungsfähigen Lewanzik sofort klar: ,,Irgendwann möchte ich richtig Fallschirm springen.’’ Teilnehmen kann in Kassel jeder, der gerade 1500 Euro übrig hat, soviel kostet der einwöchige Kursus. Bereits nach zwei Tagen Unterricht geht es in 4 000 Metern Höhe an die frische Luft. Die Mutigen lassen sich erst gar nicht auf einen Tandem-Sprung ein, wo die Schüler zunächst Huckepack mit einem erfahrenen Springer fliegen und landen. Immerhin springt der Trainer mit und gibt über Funk die Kommandos. ,,Wer da nicht früh genug die Reißleine zieht, hat drei Sekunden später den Trainer bei sich’’, erzählt Lewanzik. Schnell muss es gehen, denn für einen 4 000 Meter Sprung ist bei einer Fallgeschwindigkeit von rund 250 km/h nach 52 Sekunden der Schirm zu öffnen. Mit Lenkmanövern geht es in kreisförmiger Flugbahn weiter abwärts zur Landung über. Für alle Bundeswehrspringer ein völlig neues Gefühl. ,,Wir kannten ja nur senkrecht nach unten’’, berichtet Heiko Lewanzik von den Unterschieden und ist ganz begeistert, jetzt auch sanft aufsetzen zu können, statt wie ein Mehlsack zu fallen.

Für die Triathlons dürfte das Üben im freien Fall keine wirklichen Effekte bringen. ,,Körperlich anstrengend ist ja nur das zusammenlegen des Fallschirms’’, sagt Lewanzik. Wie schnell und geschickt sich die Sprungschüler dabei anstellen, ist nachher entscheidend für die Anzahl der Sprünge, die sie pro Tag schaffen. Mehr als sieben Sprünge am Tag waren für Heiko Lewanzik, der im Triathlon in der Wechselzone ja zu den Schnellsten zählt, bislang nicht drin. Schließlich wollte der Steinhagener abends noch Laufen oder schwimmen. Vor der Mitteldistanz hat er ohnehin mächtig Respekt und erst vor vier Wochen zugesagt. Bislang hat sich Lewanzik (,,Wäre ich früher mit dem Fallschirmspringen angefangen, hätte ich dort Profi werden können und bräuchte Triathlon nicht mehr machen.’’) stets auf die kurzen Sachen spezialisiert. Ein Sprinttriathlon war es auch, der Lewanzik Anfang Juli Mut machte. Als er mit der dritten Mannschaft seines Vereins Trispeed Marienfeld zum Kurztriathlon nach Altena gefahren und dort sieben Minuten auf den Teamkollegen Thorsten Brinkmann ,,verlor’’, ,,da dachte ich die Saison ist gelaufen.’’ Natürlich wollte er darauf hin den geplanten Triathlon in Senne am nächsten Tag kippen. Dass er sich dann aber doch an den eigenen Plan hielt (,,Wettkämpfe sind das beste Training.’’) zahlte sich aus. Lewanzik gewann und sprühte fortan im Training vor Begeisterung und Zuversicht.

2002 ist für Heiko Lewanzik ohnehin ein Zwischenjahr. Schon während der sechsmonatigen Ausbildung bei der Bundeswehr in München war abzusehen, dass kaum Zeit für eine vernünftige Saisonvorbereitung übrig bleibt. Sogar den Gutschein für das März-Trainingslager der Bundeswehr auf Sardinien, Honorierung für einen 6. Platz bei den Militärmeisterschaften 2001, mußte er zurückgeben. Zum Glück hat er durch seine Platzierung in Sassenberg, wo er drittbester Deutscher ,,Militarist‘ war, für 2003 die Sardinien-Einladung sicher. Wegen der späten Vorbereitung hat er sich für seine Mitteldistanz-Premiere nicht allzu viel vorgenommen. ,,Um die vier Stunden‘, plant er für die 2-74-21 km. Erst nach seiner Entlassung im Juni 2003 will Heiko Lewanzik wieder angreifen. Dafür ist es ihm wichtig, die Klasse zu halten.