Interview: Ingmar Lundström, Sieger der Active-Winterlaufserie

NW: Ist das für ein komisches Gefühl, wenn man seine eigene Serie gewinnt?

Ingmar Lundström: Nein, komisch war’s zu keiner Zeit. Active ist halt der Hauptsonsor, aber ich selbst habe da keine Berührungsängste. Es gab anfangs eine Diskussion, ich solle nur außer Konkurrenz mitlaufen, aber die ist schnell verstummt. Immerhin bin ich sechsmal zuvor gescheitert: In den ersten Jahren war Theo Pyl sehr stark und dann war ich vier Mal im Herbst verletzt, weil ich einfach zuviel wollte.

NW: Als Active-Mitarbeiter warst Du auch in der Organisation tätig. Welches Fazit zieht der Sportshop aus der diesjährigen Serie?

Lundström: Wir hatten erwartet, dass sich die Rezession auch auf die Serie niederschlägt. Zwei Wochen vor dem Meldeschluß im Oktober hatten wir erst 200 Anmeldungen und fühlten uns zunächst bestätigt. Der Rekord von 520 Teilnehmern motiviert uns nun umso mehr, jetzt daran weiter zu arbeiten.

NW: Mit Herford kam eine neue Veranstaltung in die Serie und es gab Kritik, weil sich Warteschlangen vor dem Ziel bildeten. Was lässt sich verbessern?

Lundström: Zunächst wollten viele Active die Schuld zuweisen, aber der Veranstalter hätte angesichts der Meldungen im Vorfeld reagieren und eine Chip-Erfassung einrichten müssen. Nächstes Jahr wird die Serie generell mit Championchip ausgewertet, außer beim Silvesterlauf in Gütersloh.

NW: Du selbst hast ,,nur’’ vier von sieben Läufen bestritten. Springt ein gutes Turnierpferd tatsächlich nur so hoch wie es muß?

Lundström: Eigentlich bin ich ja ein Vielstarter und kein Minimalist. Persönlich tat mir jede Absage leid. Beim Verler Halbmarathon wollte ich laufen, 1:10 Stunden waren anvisiert, aber das Wetter war nicht optimal dafür. Als der Borgholzhausener Weihnachtscross lief, bin ich zur gleichen Zeit einer Einladung zu meinem Verein zum Citylauf nach Witten gefolgt . Silvester haben wir Urlaub in Dänemark gemacht. Den Gütersloher Kultlauf konnte ich daher nicht mitmachen. Den meisten Spaß hatte ich diesen Winter beim Bergcross in Brackwede. Der Berg-Einzelzeitlauf in Borgholzhausen hat leider einen zu großen Quälfaktor.

NW: Im Sommer hast Du über 10 km mit 31:30. Minuten eine neue Bestzeit erzielt und diese Serie jetzt so überlegen gewonnen wie niemand zuvor. Ist Laufen jetzt der neue Schwerpunkt in der Karriere des Ingmar Lundström, den viele als Triathleten kennen?

Lundström: Es hört sich arrogant an, und eigentlich soll es das nicht, aber die Laufergebnisse waren nur ein Abfallprodukt. Triathlon ist nach wie vor mein Schwerpunkt. Aber, ich habe auch einiges anders gemacht und kürzer und schneller trainiert. Dafür ist die Grundlage vom Triathlon natürlich ideal. Erfolg ist nicht immer planbar, aber wenn es erst einmal läuft, dann stimmt auch die Einstellung.

NW: Wie sehen die Triathlon-Ziele im Sommer aus?

Lundström: Ähnlich wie im letzten Jahr, nur dass ich mehr Highlights setzen möchte und auch Mitteldistanzen wie in Kulmbach mache. Mit dem Wittener Team in der Triathlon-Bundesliga bin ich vielleicht in Stuttgart, Schliersee und Witten am Start. Und als Neu-Isselhorster muss ich natürlich auch zur Isselhorster Nacht.

NW: Welche Position hast Du jetzt im Team Witten, das ab 2003 ja als GmbH auftritt?

Lundström: Für die komplizierten Aufgaben, die bergigen Radstrecken wie Schliersee und Witten, da bin ich eine feste Größe. Und ich arbeite intensiv an meiner Schwimmform, was für die windschattenoffenen Bundesliga-Rennen ja besonders wichtig ist. Zweimal in der Woche bin ich bei den Wasserfreunden Bielefeld. Zur Deutschen Mannschafts-Meisterschaft können die mich aber dennoch nicht gebrauchen: Selbst mit 18 Minuten wäre ich noch zu langsam über 1 500 m.

NW: 1999 warst Du gemeinsam mit Carsten Breitenbach Sieger beim Hermannslauf, 2001 Zweiter hinter René Witt. Kommt im April deine Revanche an Witt?

Lundström: (Pause)… ganz großes Fragezeichen. Einerseits sage ich Nein, andererseits ist der Reiz da. Dafür spricht, dass es derzeit gut läuft. Dafür spricht auch, dass ich zehn Punkte nennen kann, was ich im Vergleich zu 2001 besser machen kann. Etwas nage ich nämlich immer noch an diesem zweiten Platz. Ich hatte damals einfach keinen Killerinstinkt. Ich war zu früh in Form: Meine gute Zeit hatte ich drei oder vier Wochen vor dem Lauf.

NW: Am Samstag startete der TSVE Bielefeld den Vorbereitungskursus zum Hermannslauf, am 21. Februar wirst Du dort einen Vortrag halten zum Thema, Vermeidung von Verletzungen im Hermannslauftraining. Was müssen ambitionierte Läufer beherzigen?

Lundström: Laufen und Umfänge ist nicht der alleinige Erfolgsgarant, erst die Abwechslung bringt es. Viele vernachlässigen das Gymnastik- und Dehnprogramm. Mit zweimal zehn Minuten pro Woche lässt sich viel erreichen. Rücken- und Bauchmuskulatur sind die begrenzenden Strukturen und müssen trainiert werden. Ich will die Leute sensibilisieren und erzählen, was ich alles falsch gemacht habe.