Mann, wie knapp war das denn? Jens Nathmann hatte bei den Kreismeisterschaften im Schwimmen gerade die 100 m in 1:00,10 Minuten zurückgelegt, als er sich auf die große Suche macht. Zehn Hundertstel, so eine Scheiße. Wieder keine Null vor dem Komma. Und dann auch noch der sechste Platz. Mist. Wo mag er sie verloren haben? Nathmanns Teamkollege Torsten Kerwien hat das Rennen vom Rand aus beobachtet. Wo die zehn Hunderstel vergurkt wurden? Kerwien weiß es auch nicht. Vielleicht der Startsprung? Braucht man sich nur mal Frank Bröckelmann oder André Westermann ansehen, wie die eintauchen. Oder der Atemrhythmus? Die anderen schwimmen ja fast ohne Luft zu holen. Oder sind es die Wenden? Oder doch eher der Samstag abend mit ’nem Pils zuviel? Oder, oder.
Was sollen jetzt nur die anderen denken? War er, den sie ehrfurchtsvoll ,,Natislav’’ nennen, weil er wie ein russischer Spitzenschwimmer aussieht, nicht derjenige, der es schaffen konnte? Als erster unter 1 Minute, als erster Harsewinkeler? Wie werden sie ihn jetzt empfangen. Die Leute vom Verein. Vom Stammtisch. Bei der Arbeit. Man zuckt noch mit den Schultern, da werden die Ergebnisse ausgehangen. 100 m Freistil: 1. André Westermann, Harsewinkel, 56,74 Sekunden. Plötzlich sind 10 Hundertsel ziemlich wurscht. Die neue Frage lautet: Wie, 3,36 Sekunden schneller?