IM Germany in Frankfurt: Uli’s zweiter Anlauf

Kreis Gütersloh (rob). Mit Ulrich Christmann und Sabine Schumacher starten am Sonntag zwei heimische Triathleten mit großen Ambitionen beim Ironman Germany in Frankfurt. Die beiden Dreikämpfer von Trispeed Marienfeld liebäugeln mit einer Qualifikation für den Ironman auf Hawaii am 21. Oktober.

Große Hoffnungen macht sich Ulrich Christmann. Der Laufspezialist hatte sein Debüt letztes Jahr in Österreich wegen Rückenschmerzen aufgeben müssen. Christmann war in Klagenfurt schnell unterwegs gewesen, hatte Kurs auf eine Endzeit von 9:20 Stunden genommen, als 15 km vor dem Ziel die Schmerzen stärker wurden und er das Handtuch warf. Die Aufgabe löste bei ihm eine Trotzreaktion aus: „Im ersten Moment dachte ich nie wieder, aber einen Tag später habe ich gedacht, jetzt erst recht.“

Für Frankfurt hat der 41-Jährige nun den Trainingsumfang erhöht. 200 km ist er seit Jahresbeginn geschwommen, 10.000 km Rad gefahren und 2.000 km gelaufen. „Vor allem habe ich mehr Qualität ins Training investiert“, sagt der Krankenpfleger. Vor seinem zweiten Ironman-Auftritt gibt er sich deshalb ganz gelassen. „Das Schlimmste ist die Klopperei am Schwimmstart“, sagt er. 2050 Athleten stechen gleichzeitig in See. Als zusätzliche Prüfung dürfte sich für viele das Schwimmen ohne Neoprenanzug erweisen. Weil in dieser Woche Wassertemperaturen oberhalb von 23 Grad gemessen wurden, ist von einem Verbot der „Schwimmhilfen“ auszugehen. Für die angepeilte Hawaii-Qualifikation lautet „Uli“ Christmanns Hochrechnung „unter zehn Stunden bleiben“. Mit 10:01 Stunden ging 2005 in Frankfurt der letzte Hawaii-Platz in der M40-Klasse weg. „Das kann ich schaffen, vielleicht sogar schneller“, sagt Christmann. Die einzige Standortbestimmung war für ihn der Kurztriathlon in Saerbeck, wo er Siebter war. „Dieses Ergebnis war wichtig für die Psyche“, sagte Christmann.

Als einzige Frau aus dem Kreis Gütersloh geht Sabine Schumacher am Sonntag in das Rennen über 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad fahren und 42,2 km Laufen. Für die allein erziehende Mutter zweier Kinder ist der Ironman schon fast Routine geworden, wenngleich sie in Franfurt erstmals dabei ist. Vier Langdistanzen bestritt sie bereits. Als sie im letzten Jahr sechs Kilo abgenommen hatte, steigerte sie ihre Bestzeit um fast eine Stunde auf 10:49:21 Stunden. Die NW-Leser in Gütersloh wählten sie kurz darauf zur „Sportlerin des Jahres“. „Ich bekomme viel Unterstützung“, sagt die 43-Jährige, wie sie ihren Alltag organisiert. 2005 galt das auch für die Finanzierung. Sechs Sponsoren finanzierten ihr letztes Jahr die Reise ist Triathlon-Mekka nach Hawaii.

Natürlich sei sie aufgeregt, sagte die Verlerin wenige Tage vor dem Wettkampf. Die hohen Temperaturen fürchtet Sabine Schumacher dagegen nicht. „Mitzumachen ist sicher nicht so anstrengend wie in der Hitze zuzuschauen“, sagt sie mit einem Lachen. Gleichwohl hat sie den enormen Flüssigkeitsverlust im Blick. „Zuwenig zu trinken, könnte am Sonntag der größte Fehler sein.“

Der Frankfurter Ironman ist eine Veranstaltung der Superlativen, die auf diese Weise ihren Mythos pflegt. 350 000 Zuschauer säumen alljährlich die Strecken rund um die Finanzmetropole. Allein 4.000 Trillerpfeifen wurden letztes Jahr im Ziel am Römerberg ausgegeben. 23,4 Millionen Zuschauer verfolgten das Ereignis im Fernsehen, transportiert von 318 Journalisten. Für diesen Trubel und weil sie ja eines der 120 vergebenen Hawaii-Tickets haben möchten, bezahlten 2.050 Athleten 320 Euro Startgeld. Über ein halbes Jahr vorher war Deutschlands bekanntester Triathlon ausgebucht. „Es herrscht unterwegs eine Stimmung, dass man aufpassen muss, nicht zu überziehen“, sagt der Vorjahressieger und diesjährige Favorit Normann Stadler (Mannheim).