Ironman Germany Frankfurt:
Clemens Coenen aus Lemgo ist Europas bester Amateur
Bielefeld (rob). Was für ein Rennen: Beim Ironman Germany in Frankfurt, den der Neuseeländer Cameron Brown im vierten Anlauf in 8:13:39 Stunden gewann, sorgte Clemens Coenen vom TV Lemgo für das Überraschungsresultat schlechthin. Der 26-Jährige, der im Februar seine Profilizenz zurückgegeben hatte, weil bei ihm in diesem Jahr der Studienabschluss im Vordergrund stehen sollte, schwimm, radelte und lief zu neuer Bestzeit von 8:40:04 Stunden und ließ auf Rang acht einige deutsche Topstars hinter sich.
Normann Stadler (Mannheim) war beim Gewitterregen zweimal gestürzt und landete schließlich hinter Coenen auf Rang elf (8:55:57 Stunden). Der Olympia-Zweite von Sydney, Stephan Vuckovic (Reutlingen), war auch nicht recht fit und wurde Zwölfter (8:58:38 Stunden) und „Evergreen“ Lothar Leder (Darmstadt) wurde von Bandscheibenbeschwerden gebremst (16. mit 9:01:52 Stunden). „Die Ausfälle anderer schmälern meine Leistung nicht“, sagt Clemens Coenen selbstbewusst: „So ist halt Ironman“. Der Lemgoer Allround-Triathlet hat seine eigene „Baustelle“. Er muss damit zurechtkommen, dass er durch die Rückgabe seiner Profilizenz nicht in den Genuss des für Rang 8 ausgelobten Preisgeldes gelangen kann. Die Lizenz hatte er im Frühjahr nicht verlängert, weil er das Geld lieber in ein Mallorca-Trainingslager investierte. Jetzt gehen ihm einige Hunderter durch die Lappen. „Egal“, sagt Coenen, „immerhin bin ich jetzt Europameister der Amateure.“
Clemens Coenen musste bei seinem schnellsten Ironman, bei dem er die eigene Bestzeit um vier Minuten steigerte, auch noch andere Nachteile in Kauf nehmen. Die „Agegrouper“, wie die Amateurtriathleten genannt werden, starteten 50 Meter hinter der Startlinie der 31 Profis. Diesen Rückstand aufzuholen sei kaum möglich gewesen. „Das hat den Nachteil, dass man nicht in der Gruppe schwimmt, aber den Vorteil, das Tempo selbst bestimmen zu können.“ Coenen bestimmte das Tempo ganz allein. Seine zweite 1,9-km-Runde im Langener Waldsee kraulte er bei Wassertemperaturen von 26 Grad ohne Neoprenanzug solo.
Die Rückstände nach den ersten 90 km Radfahren, acht Minuten auf Leder und Vuckovic, 16 Minuten auf Stadler „haben mich nicht interessiert.“ Erst als ihn 80 km vor dem Radziel der Ex-Radprofi Kai Hundertmarck (Rang 15) überholte, sei er mitgegangen. „Legales Drafting“, nennt Clemens Coenen die Taktik, den Abstand zum Vordermann auf zehn Meter zu halten, aber letztlich doch in der Gruppe zu fahren. Einen Durchhänger 40 km vor dem Ziel begegnete er mit zwei Energieriegeln. Vier Riegel, einige Gel-Pads und etwas Speisesalz — mehr hat Clemens Coenen an diesem langen Ironman-Tag nicht zu sich genommen, außer natürlich Unmengen an Flüssigkeit.
Weil er auch beim Laufen ohne echten Einbruch blieb, arbeitete sich Coenen immer weiter vor. Dass die letzten sechs Kilometer weh tun, müsse so sein, hatte Kommentator Faris Al-Sultan, der aktuelle Hawaii-Champ gesagt. „Ich versuche wenigstens auf den ersten 20 km zu lächeln“, blieb Coenen seinem Grundsatz treu, nicht zu früh ans Limit zu gehen. Eine Entschädigung sei der Zieleinlauf auf dem Frankfurter Römer gewesen, wo ihn Moderator Stefan Holzner, selbst zweifacher Frankfurt-Sieger, allerdings nicht näher ankündigen konnte. Coenens Fazit konnte das nicht beeindrucken: „Das perfekte Rennen gibt es ja nicht, aber dieses war nah dran.“
Während Clemens Coenen in diesem Jahr nicht nach Hawaii fliegt, haben einige Ostwestfalen das begehrte Ticket gelöst, darunter der Gütersloher Ulrich Christmann (Trispeed Marienfeld), der 9:30:36 Stunden benötigte. Die Vergabe der Hawaii-Startplätze erfolgt erst am heutigen Montag nach der Siegerehrung. Gute Chancen dürften Dietmar Müller (Herford, 9:53:00 Stunden), und Heiko Klein (Herford, 10:03:03 Stunden) besitzen, während Kai Beinke (TSVE Bielefeld, 9:50:12 Stunden) und Sabine Schumacher (Trispeed Marienfeld, 11:15:08 Stunden) voraussichtlich auf einen Nachrückerplatz hoffen können.