Konrad Ketteler „komponiert“ 5-Kilo-Rennrad für Jörg Ludewig

Marienfeld (rob). 6,8 Kilogramm Mindestgewicht muss ein Rennrad haben, wenn es Radprofis etwa bei der Tour de France einsetzen, beziehungsweise bei Rennen nach dem Reglement des Weltverbandes UCI. Den Steinhagener Ex-Radprofi Jörg Ludewig hat es immer schon gereizt, zu zeigen, wie leicht ein Rad heute gebaut werden kann. Ludewig geht bei der am Sonntag beginnenden Transalp, einer Etappenfahrt für Freizeitfahrer, mit einem „Bike“ an den Start, das alle Grenzen sprengt. Nur 5,5 Kilogramm bringt Ludewigs Renner auf die Waage. Das Rad seines Partners, des Profimusiker Christian („Anton“) Kramer kommt aufgrund eines kleineren Rahmens sogar auf 4,95 Kilo. Die Komponenten der exquisiten Räder zusammengefügt hat der Marienfelder Zweiradmechaniker Konrad Ketteler.

„Die UCI-Beschränkung auf ein Mindestgewicht ist Unsinn“, sagt der Ex-Profi. Ludewig denkt auch von Berufs wegen an Leichtbauweisen im Rennradsport, seit er vor einem Jahr den Vertrieb für leichte Laufräder aus Carbonfaserstoffen übernommen hat. Lightweights sind in der Radszene derzeit der letzte Schrei. Wenig Speichen, aerodynamisches Design und geringes Eigengewicht sorgen für viel Tempo. Das ganze Rad aus Carbonteilen zu komponieren, ist für Ludewig daher eine konsequente Fortentwicklung dieses Ansatzes. Die hat allerdings ihren Preis. „Dieses Rad würde allein nach Einzelteilen berechnet, 10.480 Euro kosten“, weiss Ludewig.

Der Rahmen, ein Felt F1, ist mit 950 Gramm gar nicht einmal das Leichteste, was der Markt zu bieten hat. Gewichtsersparnis bringen die „Kleinteile“. Die Achsen von Obermayer beispielsweise, die den Satz Laufräder schon allein um über 1000 Euro verteuern. Die Bremsen sind ebenfalls aus Carbon (von ax Lightness) und bringen es auf gerade mal 46 Gramm. Dem Gesäß angeformt wurde der vom gleichen Hersteller gelieferte Sattel, der ohne Lederüberzug auskommt – die Hose reibt direkt auf blank poliertem Carbon. 490 Euro kostet allein dieses Stück. „Man sitzt da richtig gut drauf“, hat Ludewig nach einer ersten Probefahrt keine Angst vor Sitzbeschwerden, schließlich hat er selbst seinen Gesäßabdruck genommen. Beim Schaltwerk vertrauen Ludewig und Kramer auf die amerikanische „sram red“.

Die Resonanz auf die Aktion ist gewaltig. Die Hersteller haben den beiden die Materialien kostenfrei zur Verfügung gestellt, wohl wissend, dass Ludewig die Werbetrommel zu rühren versteht. Den Internet-Blog „Lude und Anton“, der sich ausschließlich mit der Radkomposition zur Transalp beschäftigt, haben inzwischen rund 70.000 Leser angeklickt. „Vielleicht gibt es das Rad ja zur Deutschland-Tour als limitierte Edition“, macht Jörg Ludewig gut betuchten Fans Hoffnung.

Zunächst muss Jörg Ludewig aber mal ins Pedal treten, denn ohne Antrieb kommt selbst das exquisite Rad nicht aus. 859 Kilometer, aufgeteilt in sieben Etappen über 16 Alpenpässen mit insgesamt 16.849 Höhenmetern stehen vor den 1.100 Freizeitradlern. Teilnehmer aus 22 Nationen sind mit von der Partie. Gestartet wird in Zweier-Mannschaften. Der Start erfolgt in Oberammergau, Ziel nach sieben Etappen ist Bibione an der Adria.

6. Transalp, 6.-13. Juli 2008

Etappe 1: Oberammergau – Sölden 140,75 km – 2453 Höhenmeter

Etappe 2: Sölden – Brixen 124,06 km – 3093 Höhenmeter

Etappe 3: Brixen – St.Vigil 90,55 km – 2909 Höhenmeter

Etappe 4: St.Vigil – Sexten 101,80 km – 2128 Höhenmeter

Etappe 5: Sexten – Falcade 130,41 km – 3146 Höhenmeter

Etappe 6: Falcade – Feltre 116,74 km – 2638 Höhenmeter

Etappe 7: Feltre – Bibione 154,73 km – 482 Höhenmeter

Gesamt: 859,04 km – 16.849 Höhenmeter