Gütersloh (rob). Ihr Traum von einem perfekten Saisonausklang hat sich nicht erfüllt. Wochenlang hatte sich die Gütersloher Radrennfahrerin Cosima Henrichs im Sommer während des Trainings ausgemalt, wie es wäre, wenn sie beim Heimrennen, dem Münsterland-Giro, noch einmal wie in Dresden auf das Treppchen dürfte. Letztlich sprintete die 20-Jährige zum Saisonausklang in Münster-City auf Rang 13 — und war trotzdem lecker zufrieden.
Vor drei Jahren hatte sich Cosima Henrichs ihr erstes Rennrad gekauft, aber erst jetzt ist sie mit dem Radsport so richtig angefangen. Angefangen hatte sie ihre sportlichen Ambitionen im Triathlonverein bei Trispeed. Ihre erste komplette Saison im „German Cycling Cup“ während des Sommer war die erste „richtige“ Prüfung. Zehn Jedermann-Rennen bestritt sie und wurde am Ende der Serie auf Rang 19 notiert. In der Frauen-Hauptklasse bedeutete das sogar Rang 5.
Sage und schreibe 589 Frauen kamen in die Cup-Wertung, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Die Zahl verdeutlicht, wie angesagt der Jedermann-Radsport beim weiblichen Geschlecht inzwischen ist. Es sind vorzugsweise Master- oder Altersklassenathletinnen, die sich hier messen. Der Boom hin zum „Jedermann“ ist auch bei den Männern enorm: 1.134 „Renner“ kamen hier In der Wertung. Etwa die Hälfte davon bestreitet mindestens zehn der 15 zur Serie gehörenden der Veranstaltungen.
Während die heimische Region bei den Männern mit den Harsewinkelern Patrick Hanhart (Rang 21) und Pascal Hanhart (Rang 30) sowie dem Gütersloher Dennis Biendarra (Rang 28) gut vertreten ist, ist Cosima Henrichs derzeit als einzige Frau aus dem Kreisgebiet mit Ambitionen in der Serie vertreten. Alle vier gehen übrigens für das Gütersloher „Livewelt-Testteam“ ins Rennen. „Testteam“ heißt die Mannschaft deshalb, weil sie für die Radsportindustrie die Produkte ausprobieren und ihre Rückmeldungen nachher möglichst in die Produktentwicklung einfließen sollen.
Cosima Henrichs ist für den Radsport ganz gut in der Republik rumgekommen. Die 15 Wettbewerbe des „GCC“ sind in der Regel an große Städte vergeben. Unter anderem geht’s nach Göttingen, Frankfurt, Köln, Schleiz, Hannover, Bad Saulgau, zum Hockenheim- und zum Nürburgring, nach Bochum, Dresden, Bremen und Münster. Einmal schaffte es die 20-Jährige, die nach dem Abi am Städtischen Gymnasium vor vier Wochen ein Studium für erneuerbare Energien an der FH Bielefeld aufgenommen hat, sogar auf’s Podium. Beim „Velorace“ in Dresden fuhr sie ihr bestes 60-km-Rennen der Saison. Die Endzeit von 1:28:55 Stunden bedeuteten einen 40er „Schnitt“. „Ich kannte unterwegs den Zwischenstand gar nicht“, war sie nachher selbst verwundert über ihre Solofahrt auf Rang 3.
Dresden war ansonsten sehenswert, aber auch nicht ganz billig. Während das Material vom Team gestellt wird, bestreiten die Athleten Fahrt- und Übernachtungskosten oft aus der eigenen Tasche. „Nächstes Jahr werde ich die weiten Fahrten aussparen“, sagt sie. Drei weitere Male rangierte sie in den Top-Ten. In Hannover und beim Mecklenburg-Giro wurde sie jeweils Achte.
Ihre Stärken hat Cosima Henrichs eindeutig auf den flachen Strecken. Erst nach der Abitur-Prüfung im Mai hatte sie genügend Zeit, um das Training zu forcieren. Gleichzeitig verabschiedete sie sich von ihren langen Haaren. In der Ebene ist die 20-jährige inzwischen kaum vom Hinterrad zu bekommen, wie die Marienfelder Dreikämpfer zu berichten wissen, die Dienstags mit ihr trainieren. Das wissen die Jungs zu berichten, mit denen sie einen Teil ihrer 7.000 Trainingskilometer in diesem Jahr absolviert hat. Auch deshalb hatte sie sich im flachen Münsterland viel vorgenommen. Die derzeit noch vorhandene Schwäche an den Bergen will sie bis zum nächsten Frühjahr mit Crosstraining abstellen, ein Platz im Team für die nächste GCC-Saison ist ihr schon sicher. „Ein Crossrad hab ich mir schon ausgesucht“, sagt Cosima Henrichs.