Gregor Rüschoff startet beim Ironman Mallorca: „Leistungssprung meines Lebens“

Marienfeld (rob). „Mit 47 Jahren habe ich den Leistungssprung meines Lebens erfahren“, sagt Gregor Rüschoff. Am Samstag will der Athlet von Trispeed Marienfeld beim 1. Mallorca-Ironman die Trainingsarbeit der letzten Monate in eine gute Zeit ummünzen. „Unter zehn Stunden wäre gut“, sagt Rüschoff, der 2009 beim schwierigen Lanzarote-Ironman in 10:30:42 Stunden sein Ironman-Debüt gegeben hatte und als Triathlet der ersten Stunde gilt: 1983 finishte er als erster noch aktiver Dreikämpfer aus dem Kreisgebiet im zarten Alter von 15 Jahren den Schieder-Triathlon und ist danach dem Sport stets treu geblieben.

Der Grund für die rasante Formentwicklung der letzten Wochen wird nicht der Schmöker von Kati Witt gewesen sein, der beim Besuch am Tag vor dem Abflug nach Palma bei Gregor Rüschoff auf dem Tisch liegt. In „Gesund und fit mit Kati Witt“ verspricht die Eislaufprinzessin im Kapitel „Komm in Gang“, in das Rüschoff sein Lesezeichen gesteckt hat, zwar bereits in der Überschrift („Wer Ausdauer und Kraft hat, stemmt auch den Alltag!“) eine Weisheit, die jeder Ausdauersportler unterschreiben kann. Seinen Schub habe er aber durch ausgesprochen langsame Trainingseinheiten in Verbindung mit besonders harten Doppeleinheiten erfahren, sagt Rüschoff.

Die hat ihm Ex-Radprofi Jörg Ludewig, zugleich sein Arbeitskollege, vermittelt und vorgelebt. „Wenn Du Dich für den Schmerz entschieden hast, kannst Du den auch bis hinter die Bergkuppe aushalten“, hat ihm Ludewig gesagt. Und Rüschoff hat es übernommen und parallel zum Training „Gewicht gemacht“, ebenfalls mit einer Zauberformel Ludewigs: „Esse nix after six“. Zusammen haben die beiden Blondhaarigen im Sommer manche RTF gerockt. Zuletzt verbesserte Rüschoff beim Öztaler Radmarathon (240 km, 5.500 Höhenmeter) seine Bestmarke um über 50 Minuten auf 8:25:44 Stunden, was einem Schnitt von 28,2 km/h entspricht.

Der Mallorca-IM, der in der Bucht von Alcudia gestartet wird und mit dem Rad zweimal über den halben Puig Major führt, wird für Gregor Rüschoff übrigens der erste Triathlon in dieser Saison sein. Andere Ziele standen zuvor im Blickpunkt. Im Sommer gab er zunächst seine Premiere bei der Sieben-Etappen-Fahrt „Trans-Alp“. Ende April bestritt er seinen 25. Hermannslauf Seite an Seite mit seinem 19-jährigen Sohn Mats in zweieinhalb Stunden. Dass er überhaupt einen Startplatz in dem ausgebuchte Feld erhalten hat, grenzte an ein Wunder. Ein befreundeter Radhändler aus Frankfurt hatte ihm den 600 Euro teuren Startplatz erst im Juli vermittelt.

Für Gesprächsstoff sorgt mitunter das 15.000 Euro teure Zeitfahrrad des ehemaligen Einzelhändlers, der sein Lebensmittelgeschäft 2007 aufgab, und sich danach mit dem bundesweiten Verkauf von Laufrädern und leichten Rahmen auch beruflich dem Sport verschrieben hat. Als er neulich eine Brille abholen wollte, staunten die Angestellten von Fielmann jedenfalls nicht schlecht. Weil er für das Rad kein Schloss hatte, nahm Rüschoff den schwarzen Renner kurzerhand mit in den Laden. „Dass einer mit Fahrrad reinkommt, hatten wir noch nie. Aber dass jemand sich draufsetzt und rausfährt, war noch eine Steigerung“, erzählten die jungen Damen. In Marienfeld kennen sie ihn, aber als Gregor Rüschoff neulich von einer Trainingsfahrt zurück mit seinem Rad samt Scheibe über den Oldtimermarkt am Kloster rollte, hätten sich einige Besucher vom Chrom und glänzenden Lack abgewandt und lieber das Carbon gestreichelt. „Der hat mit seinem Fahrrad den Oldtimern glatt die Schau gestohlen“, erzählte ein Augenzeuge.