Tri Rothenfelde: Ausflug mit dem Turnierfahrrad

„Wissen Sie, was die schwierigste Phase im Rennen für die Triathleten ist?“, fragte Harry Wijnvoord das Publikum einst, als er in den 90ern einen seiner ersten Triathlons in Roth moderierte: „Wenn unser Athleten nach dem Schwimmen von der Waagerechten in die Senkrechte kommen! Der ganze Blutkreislauf gerät durcheinander.“ Ja, der Harry sagte immer „unser Athleten“ und als gebürtigen Holländer ließ man ihm das durchgehen.

Sonntag waren nun auch wieder „unser Athleten“ unterwegs, es moderierte aber nicht Wijnvoord. Diesmal hatte sich das Dissener Triathlon-Unikum Friedhelm Konersmann für „unser Athleten“ stark gemacht, beim 27. Teutoburger Wald-Triathlon in Rothenfelde. 

„Hey, da kommt wieder einer", sagte Friedhelm Konersmann, wenn ein Athlet ins Ziel stürmte. Namen? Schall und Rauch. „Das haben wir früher mal gemacht", sagte Konersmann und führte gleich eine Reihe von Gründen an, warum er darauf gern verzichtet. Die Namen eingeben, die Lesebrille aufsetzen und überhaupt der Laptop. Dann sagt er schnell wieder das Anhängsel des Tages: „Und, so weiter, und so weiter“ – zum gefühlt 300. Mal an diesem Morgen. „Und so weiter“ folgt bei ihm hinter jedem Halbsatz.

Die anderen 500 Mal sagt er „etcetera, etcetera“. Dazwischen erklärt Konersmann, der für seinen Verein Tri-Team Dissen am liebsten den Leistungssport wieder ankurbeln würde, den Zuschauern wie überhaupt Triathlon so geht – wie es einst Wijnfoord machte. Er wird einen Tag darauf seinen 79. Geburtstag feiern, dafür sieht er extrem fit und drahtig aus.

Es gebe nicht nur Triathlon bei der Veranstaltung in Rothenfelde, sagt er. Auch Staffeln würden wieder angeboten: „Einer fährt Rad, einer schwimmt und einer läuft“, erläutert Konersmann und korrigiert sogleich: „Die Reihenfolge ist natürlich eine andere“. In Roth waren seine Athleten in diesem Sommer. „Irgendwas mit sieben Stunden“ wären die unterwegs gewesen. Ist ja auch ’ne Menge Holz. 3,8 Schwimmen, am Ende Marathon laufen. Und gaaaaaanz lange Radfahren dazwischen. „Weiß einer wie viel die da in Roth fahren?“ fragt Konersmann in die Runde. Man wird sich ja mal Hilfe holen dürfen . . .

"Hey, da kommt wieder einer von Trispeed Marienfeld. Starker Verein, die sind in der 2. Bundesliga", sagt Konersmann und kommt genau 6 Jahre zu spät mit dieser Anmoderation.

Wenn er gerade keine Athleten ansagt, dann widmet sich Konersmann der Verpflegung und der Materialschlacht. Er zählt auf, welche Getränke angeboten werden („Wasser und Apfelschorle!“), dann erwähnt er, was alles nicht angeboten wird, wohl auch, weil es ungesund ist, und dann ist er wieder beim Getränkeangebot: „Apfelschorle und Wasser!“

Material – wir wissen es alle – wird immer wichtiger beim Triathlon. „Manche haben nicht nur ein Fahrrad, sondern zwei“, sagt Konersmann und das Entsetzen darüber ist da rauszuhören. „Zum Wettkampf holen die sonntags ihr Turnierfahrrad aus der Garage“, sagt er, "und die sind bis zu 3.000, ach was, bis zu 7.000 Euro teuer".

Bruno Altmann, der 1983 in Schieder den ersten Triathlon auf ostwestfälischem Boden bestritt und als 66-Jähriger damals zur Fernsehlegende wurde mit seinen per WDR-Interview eingefangenen Sprüchen, hätte es nicht besser sagen können. "Ab und zu Müsli mit Honig verrühren", war dessen Triathlon-Geheimrezept. So gestärkt, konnte der damals locker die Kardinalfrage nehmen: Glauben Sie dass Sie es schaffen werden? "Ich glaube – es!"