Vanessa Bradler finisht Challenge Almere

Harsewinkel (rob). Die Finisher-Medaille baumelte noch um den Hals, als Vanessa Bradler am Tag danach zu Hause durch die Wohnung schlich. Stolz, aber doch erschöpft, berichtete die 32-Jährige von ihrer Feuertaufe auf der Langdistanz. „Es ist viel härter, als ich es mir je habe vorstellen können“, sagt sie über die Challenge im niederländischen Almere-Amsterdam. Nach 11:45:33 Stunden war da ihr längster Tag nach 3,8 km Schwimmen, 182 km Radfahren und 42,2 km Laufen zu Ende gegangen. Vanessa Bradler ist erst die dritte Athletin in der 30-jährigen Vereinsgeschichte, die eine Langdistanz gefinisht hat.

„Schwimmen und Radfahren liefen gut, beim Laufen habe ich gedacht, das wird gleich besser, wurde es aber nicht.“ Die Bedingungen mit 14 Grad Kälte, Wind und Dauerregen verlangten den Athleten alles ab. Nach 59:21 Stunden war die gelernte Rettungsschwimmerin etwas unter dem Zeitplan aus dem Wasser. Auf der Radstrecke traf sie mit 5:40:53 Stunden und einem Tempomittel von 32,1 km/h zwar genau den eigenen Marschplan. „Wahrscheinlich bin ich für diese Umstände zu schnell gefahren“, überlegte sie später. Der Marathon jedenfalls fiel schwer. „Kein Vergleich mit einer Mitteldistanz“, sagt Vanessa Bradler. „Alle haben mir zugerufen, nimm Gels, nimm Wasser, weil sie dachten, ich kipp’ gleich um“, erzählt sie. Am Streckenrand der sechsmal zu laufenden 7-km-Runde betreuten ihr Mann Claas, zusammen mit den bereits ins Ziel eingelaufenen Mitteldistanzlern Lisa Petermann und Andreas Herse, die angehende „Eisenfrau“. Sie klemmte sich an einen Italiener, der sie immer wieder aufmunterte. Nach 4:55:05 Stunden war dann auch der Marathon geschafft.

Normal gilt Vanessa Bradler als weitgehend schmerzfrei, wenn es im Sport um große Aufgaben geht. In ihrer zweiten Saison machte sie gleich vier Mitteldistanzen zur Vorbereitung plus diverser Ligastarts über olympische oder Sprintdistanzen, über die sie via Facebook ihre Fangemeinde unterrichtete. An den längeren Sachen fand sie Gefallen. „Macht so etwas nie!“ habe sie den Freunden unterwegs zugerufen. Und sich – anders als sonst – mehrfach die Sinnfrage gestellt: „Warum machst du das?“ Im Ziel dann die große Erlösung. „Da flossen Tränen“, erzählt sie über das Lösen der Anspannung, als sie im glitzernden Umhang, Medaille am Hals, die Liebsten in Empfang nahm. Immerhin hatte sie den ganzen Sommer auf diesen Tag hin trainiert, hatte insgesamt ein Dutzend Wettkämpfe und rund 7.500 Radkilometer neben dem Schwimm- und Laufprogramm absolviert.

Mit einem Strahlen im Gesicht machte Teamkollege Christian Reiling in Almere die letzten Schritte ins Ziel. Der 41-Jährige hatte sich ebenso akribisch vorbereitet, hatte aber deutlich weniger Testwettkämpfe bestritten. Beim Schwimmen war der in seiner dritten Saison durchstartende Reiling mit 1:01 Stunden bereits sehr gut unterwegs. Beim Radfahren, seiner stärksten Disziplin, hielt er sich mit 5:38:31 Stunden etwas zurück, was sich beim Marathon (5:10:13 Stunden) positiv auszahlte. Mit 12:01:47 Stunden finishte Reiling glücklich auf Rang 64 der Klasse M40.

Die Mitteldistanz über 1,9-91-21 Kilometer bestritten in Almere Andreas Herse und Lisa Petermann. Schwimmtrainer Herse rangierte mit 5:29:01 Stunden (30:12-2:51:49-1:53:34) am Ende auf Rang 58 seiner Altersklasse. Lisa Petermann kam bei ihrer dritten Mitteldistanz in ihrer ersten Saison trotz Fußverletzung mit 5:41:08 Stunden (38:01-2:51:39-1:59:37) auf Rang 4 ihrer Klasse W25.