Marienfeld (rob). Ihr traditionelles Frühjahrs-Trainingscamp auf Mallorca verbringen heimische Triathleten in diesen Tagen vorwiegend im Hotel. Am letzten Freitag war eine knapp 20-köpfige Gruppe von Trispeed Marienfeld an die Playa de Palma gereist, um unter mallorquinischer Sonne das Grundlagentraining fürs Radfahren zu absolvieren. Nach nur zwei Ausfahrten am Freitag und Samstag war der Spaß am Sonntag zu Ende.
Die vom spanischen Ministerpräsidenten zu Montag 8 Uhr verfügte Ausgangssperre wurde bereits am Sonntag durchgesetzt. Als die Truppe um zehn Uhr wie üblich losrollen wollte, zur vermeintlich letzten Trainingsfahrt in diesem Urlaub, forderte die Garda Civil die Radler auf, sofort umzukehren und sich ins Hotel zu begeben. Auch in Gruppen entlang der Promenade auszugehen oder der Besuch des Strands war zu diesem Zeitpunkt schon untersagt. Auch ein Lauftraining sei damit nicht mehr gestattet gewesen, berichtete Jannis Stefan, der zusammen mit Jann-Paul Jakisch, und Sascha Thiel der Zweitliga-Mannschaft von Trispeed Marienfeld angehört. Zuvor hatten sie bereits seltsame Erfahrungen gemacht. Der Marktplatz in Petra, der größte Café-Pausentreff aller Malle-Radler, war da bereits wie ausgestorben.
Als die Truppe Freitag früh aufgebrochen war, gab es noch keine Einschränkungen und keinerlei Reisewarnung, weder von deutschen, noch von spanischen Behörden. Obschon zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt war, dass Spanien nach Italien in Europa an Nummer zwei in der Rangliste der Infizierten stand und auf Mallorca die Schulen geschlossen wurden, steuerten die Reisekonzerne munter weiter die Sonneninsel an.
Als fast alles gesperrt war, blieb den Malle-Fans zunächst nur das Hotel. Am Sonntag durften die Triathleten noch im 20 Grad warmen Pool schwimmen und den Fitnessraum mit Laufband und Ergometer nutzen. Am Montag war auch das vorbei. „Wir durften noch auf die Rasenfläche, um Gymnastik und Kräftigungsübungen zu machen, sonst nichts mehr“ berichtete Jannis Stefan. Ihre Cross-Fit-Einheit in der Gruppe auf dem grünen Rasen posteten sie dann prompt per Video auf Instagram.
Als nichts mehr ging, lag eine vorzeitige Rückreise nahe. Aber auch das gestaltete und gestaltet sich schwierig. Rückflüge sind kaum zu bekommen, und wenn doch, dann sind sie teuer. Ein Teil der Gruppe hat allein für den vorzeitigen Rückflug 500 Euro investiert. Die Reisegesellschaften haben in diesem Fall bislang keine Angebote gemacht, ihre Gäste vorzeitig zurückzuholen. „Zusätzliches Geld gebe ich dafür nicht aus“, sagt Jannis Stefan. Der 22-Jährige, der mit seiner Freundin, der Triathletin Svea Lüdorff, auf Mallorca ist, nimmt die Situation gelassen. Es sei gut möglich, dass das Hotel, das aus einem Vier- und einem Fünf-Sterne-Trakt besteht, nun alle Touristen in ein Hotel zusammenbringe. „Dann bekomme ich sogar noch ein Upgrade“, lacht er. Wie es mit der Saison weitergeht, da macht sich Jannis Stefan derzeit keinen Kopf. Wichtig sei, dass Deutschland und die Welt möglichst gut aus der Nummer mit dem Virus rauskomme. „Sport ist jetzt Nebensache“, sagt Stefan.
Ein Teil der Gruppe war im letzten Moment zu Hause geblieben. „Ich war krank“, erklärt Robert Becker, der seit 24 Jahren die Malle-Reise der Marienfelder organisiert. Dass von keiner offiziellen Seite Reisewarnungen gekommen seien, ärgert den Trispeed-Vorsitzenden: „Man hätte damit den Touristen Ärger ersparen und den Reiseveranstaltern Kostenerstattungen ermöglichen können.“ Gebeutelt sind vor Ort nicht nur die Reiseveranstalter, sondern (neben vielen anderen) auch die Radverleiher. Der Branchenführer vor Ort, Max Hürzeler, ging mit gutem Beispiel voraus. Hürzeler ermöglichte kostenfreie Stornos.