Interview mit Svea Lüdorff über Sport in der Schwangerschaft

Kreis Gütersloh (rob). Svea Lüdorff, war Schwimmerin beim SV Halle und der Warendorfer SU, sie ist als Triathletin für Trispeed Marienfeld bei den AK20-DM in Düsseldorf 2018 Vizemeisterin geworden. Innerhalb ihres Studiums an der Sporthochschule Köln hat Lüdorff, die am Haller Kreisgymnasium ihr Abi gemacht hatte, vor wenigen Tagen eine 60-seitige Seminararbeit zum Thema „Sport in der Schwangerschaft“ erstellt. Die 24-Jährige hat dazu einen virtuellen Vortrag gehalten.

Warum hast Du das Thema „Sport in der Schwangerschaft“ aufgegriffen?

Svea Lüdorff: Das Thema finde ich spannend. Außerdem sind Frauen sind im Allgemeinen bei wissenschaftlichen Studien bislang weniger beachtet. Zudem ist das Thema gerade aktuell: Einige Athletinnen aus meinem Umfeld sind zurzeit schwanger.

Wie lange hast Du Dich mit dem Thema beschäftigt?

Intensiv habe ich mich zwei Wochen lang damit auseinandergesetzt, Studienergebnisse gelesen, ausgewertet, zusammengefasst und grafisch dargestellt.

Was waren Deine Quellen?

Die Datenlage war ausschließlich wissenschaftlich, also basierend auf Studien. Weil ich als ausgebildete Physiotherapeutin zur Finanzierung meines Studiums auch in diesem Beruf derzeit tätig bin, habe ich eigene Erkenntnisse aus diesem Bereich mit einfließen lassen.

Findet das Thema bislang zu wenig Beachtung in der Wissenschaft?

Es gibt durchaus einige Studien zum Thema Sport während der Schwangerschaft. Auf die bin ich gestoßen, als ich mich näher mit dem Thema beschäftigt habe. Es sind aber nicht so viele wie zu anderen sportwissenschaftlichen Themen.

Gehen Triathletinnen mit dem Thema Sport in der Schwangerschaft anders um als Sportlerinnen anderer Disziplinen?

Eine wesentliche Studie zu schwangeren Sportlerinnen hat einige Elite-Läuferinnen untersucht. Da hatten 70 Prozent während der Schwangerschaft durchtrainiert – eine hohe Zahl. Ausdauersport ist prädestiniert, um sich in der Schwangerschaft fit zu halten. Ballsportarten sind da eher limitiert. Deshalb ist es im Laufsport auch einfacher, dranzubleiben.

Wird „Sport in der Schwangerschaft“ von der Allgemeinheit denn noch immer eher kritisch gesehen?

Dazu kann ich nicht viel sagen, denn das war nicht Gegenstand der Arbeit.

Wie lauten die wichtigen Erkenntnisse Deiner Ausarbeitung?

Die Schwangere muss sich stets bewusst sein, dass sie mit einem zu hohen Puls ihr Kind gefährdet. Daneben gibt es auch sportliche Risiken, wie beispielsweise Stürze. Das American College of Gynaecologists rät zu 30 Minuten Bewegung pro Tag. Wir haben herausgefunden, dass es durchaus mehr sein dürfen. Wichtig ist, dass im aeroben Bereich gelaufen wird – also im Sauerstoff-Ausgleich. Wenn doch mal im anaeroben Bereich trainiert wird, dann nur kurz. Dazu muss die Schwangere ausreichend Pausen machen, also Ruhetage einlegen. Wir haben auch das Thema Adipositas betrachtet. Da ist es wichtig, dass sich Schwangere überhaupt bewegen. Ohne bekommen sie zum Teil Rückenschmerzen oder können nicht mehr gehen. Da ist Sport und Bewegung dann schon wichtig.

Ein Aspekt der Untersuchung war die Frage nach Fehlgeburten. Wie ist das Ergebnis dieses Vergleichs?

Dazu hatten wir nur eine einzige Studie. Festgestellt wurde, dass Fehlgeburten zu Anfang der Schwangerschaft geringfügig häufiger und ab dem 5. Monat geringfügig geringer ausfielen. Aber weil die Datenbasis dazu eher dünn war, ist das nur wenig aussagekräftig.

Dargestellt wurde auch der Intelligenzvergleich des Kindes mit 5 Jahren. Wie fiel der aus?

Auch dazu gab es nur eine Studie. Der Vergleich fiel leicht positiv aus für das Kind der in der Schwangerschaft aktiven Mutter.

Erörtert wurde auch der Umfang des Trainings. Gibt es da Empfehlungen?

Unsere Empfehlung ist ein Ausdauertraining von einer halben bis zu einer Stunde pro Tag zu betreiben; das gilt für trainierte Sportlerinnen.

Auf was im Sport sollten Schwangere unbedingt verzichten?

Unbedingt verzichten sollen sie auf alles, was eine Pressatmung hervorruft. Auch Übungen, die den Bauch anspannen wie Planks und Sprünge sollen nicht gemacht werden, denn der Bauch soll sich nicht verkrampfen, sondern zu Geburt hin ja eher öffnen.

Hast Du weitere Ratschläge für Schwangere?

Solange die Schwangere gesund ist und ihr der Sport guttut, sollte sie ihn auch machen. Ein Schwangerschaftsblues kann so vermieden werden, denn die Frauen bekommen ein besseres Selbstbild. Immer sollte sie allerdings auf ihren Körper und auf das Kind achten und den Rat des Gynäkologen befolgen.