Gütersloh (rob). Oh, wäre das schön, könnte die Triathletin Sabine Schumacher beim Ironman auf Hawaii am Sonntag den Wind und die Sonnenenergie nutzen. Mumuku heißt der unter den Ironmen so gefürchtete Wind, der im Oktober indes schon manches Mal die hässliche Eigenschaft hatte, aus der „falschen“ Richtung zu blasen und sich danach zu einer Tageszeit zu drehen, wenn die Athleten den Wendepunkt auf der 180 km langen Radstrecke erreichten. Dann blies er auf dem Rückweg noch mal von vorn. Auch beim 3,8 km langen Schwimmen im Pazifik macht sich Wind eher nicht so gut, er schaukelt allenthalben die Wellen auf.
Auf Sonnenenergie darf Sabine Schumacher ebenfalls nicht hoffen. Sonne gibt es zwar reichlich auf Big Island. Die bekommen die Dreikämpfer vor allem beim abschließenden Marathon zu spüren. Aber Solarzellen am Rad wären wie Doping.
Energie für ihren ersten Ironman zieht Sabine Schumacher deshalb aus der Heimat. Regional ist kein vergleichbares Beispiel bekannt für eine Unterstützung, wie sie die 42-jährige Verlerin erfährt, die seit zwei Jahren für TriSpeed Marienfeld startet. Die Bankkauffrau wollte die Startkarte, die durch den Klassensieg beim Ironman Austria in Klagenfurt Anfang Juli erhielt, zunächst ausschlagen. Zu teuer auf den ersten Blick das rund 3 500 Euro teure „Unterfangen“ für die zweifache, allein erziehende Mutter. Sie hat sich nach einigem Zureden von Freunden anders entschieden.
Schon nach zwei Tagen standen die ersten Sponsoren bereit. Matthias Markstedt, selbst begeisterter Triathlet, Wind- und Solarstromunternehmer, griff als einer der ersten ins Rad. Er habe damals die Gütersloherin Heike Pawel, die bis dato einzige heimische Hawaii-Finisherin, zum Laufsport gebracht, sagt Markstedt. Gut 20 Jahre ist das her. Als sie später auf Hawaii 1994 einlief, habe ihn das ganz besonders gefreut. Jetzt hilft er Sabine Schumacher. Die hatte sich in Österreich um rund eine Stunde auf 10:49:21 Stunden verbessert. „Eine außergewöhnliche Leistung, die gewürdigt werden muss“, nennt Markstedt seine Motivation zu helfen.
Dem schloss sich Schumachers Arbeitgeber, die Volksbank Rietberg, an. Die Banker finanzierten ein neues Zeitfahrrad und plötzlich ging alles ganz schnell. Das Gesundheitszentrum Greffen sprang auf den Zug, Auto Thiel und Froli Kunststoffe beteiligten sich an den Kosten für die Vorbereitung und die Reise. Sogar der Friseur gab eine Spende, die Sportgeschäfte Reipschläger und Active steuerten Material hinzu.
„Rookies“ werden die Debütanten auf Hawaii genannt. Allein die Wortschöpfung ist ein weiteres Kennzeichen dafür, dass dieser Triathlon anders ist als alle anderen. 1800 Dreikämpfer sind am Start, darunter 306 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Insgesamt 156 Profis schwimmen, laufen und radeln um das Preisgeld. Aus OWL werden dem Lemgoer Clemens Coenen, Sieger des ersten „Dalkeman“, gute Chancen eingräumt. Sabine Schmacher will sich nicht unter Druck setzten. „Ich bin ganz schön aufgeregt“, gab sie vor ihrer Abreise zu Protokoll. Bis dato hatte sie stets betont, dass der Hawaii-Ironman für sie ein Unternehmen mit olympischem Gedanken sei. Ankommen und Spaß haben. So war sie schließlich auch in Österreich zum Erfolg gekommen.
Dafür musste sie vom Training her in die Verlängerung gehen. Ihre achte Triathlonsaison wäre eigentlich Anfang August zu Ende gewesen. Jetzt galt es, noch zehn Wochen Training dranzuhängen. „Ist schon ein komisches Gefühl, auf dem Rad zu sitzen, wenn einem im Kastanien und Eicheln um die Ohren fliegen.“ Versöhnlich stimmte auf den langen Radeinheiten, die sie zum Teil mit dem Vereinskollegen Uli Christmann absolvierte, allenfalls die angenehmen Spätsommertemperaturen.
Den größten Teil ihres Radpensums absolvierte die begeisterte Spinning-Bikerin ohnehin im Fitness-Center. Sabine Schumacher leitet zahlreiche Spinning-Kurse als Instructor an und streicht den Trainingseffekt quasi als Nebenprodukt ein. Direkt vor ihrer Abreise nach Kona hat sie einen Spinning-Marathon organisiert. Das Motto lautete Hawaii. Jeder der 36 Teilnehmer hatte sich bunt verkleidet. Hawaii-Feeling versprühte vor allem Sabine Schumacher. Sie radelte im Baströckchen, um den Hals einen Blumenkranz. Den gibt es auf Hawaii für jeden Finisher im Ziel.