Kann ein Mensch, nur mit Badehose und Badekappe bekleidet, fast zwei Kilometer weit durch das eisige Wasser der Antarktis schwimmen? Er kann, wie ein britischer Extremsportler jetzt bewiesen hat.
Lewis Pugh hat sich schon mehrfach einen Namen als „Eismann“ gemacht. Seinem Körper habe er die Reaktion auf Kälte schlicht abgewöhnt, sagte er etwa dem Medizin-Fachblatt „The Lancet“. Sobald er kaltes Wasser sehe, steige seine Körpertemperatur auf 38 Grad. Regelmäßige kurze Bäder in eiskaltem Wasser hätten ihm die Fähigkeit verliehen, die Reaktion seines Körpers auf Kälte zu kontrollieren.
Das hat der Brite nun eindrucksvoll bewiesen. Nur mit Badehose und Badekappe bekleidet hat Pugh in gut 30 Minuten eine Meile (rund 1,6 Kilometer) im eiskalten Wasser der Antarktis zurückgelegt – ein Weltrekord. Kein Mensch ist jemals so weit südlich – auf Höhe des 65. südlichen Breitengrades – im Ozean geschwommen, berichtete der Online-Nachrichtendienst „Nature News“.
Bisher hatte der US-Schwimmer Lynne Cox den Weltrekord gehalten: 2002 war er eine Meile auf Höhe des 64. südlichen Breitengrades im eiskalten Meer geschwommen. Pugh hatte in diesem Jahr bereits einen Rekord aufgestellt, als er im August einen Kilometer um Verlegenhuken schwamm, das rund 1100 Kilometer vom Nordpol entfernt ist.
Pughs neuer Coup hat auch Wissenschaftler erstaunt. „Ich hätte das nicht für möglich gehalten“, sagte der Physiologe Tim Noakes von der südafrikanischen University of Cape Town, der Pugh bei seinem Rekordversuch begleitete. Im Wasser lag die Temperatur bei null Grad. Es schneite heftig. „Sobald ich ins Wasser eingetaucht bin, fühlte ich überall auf meinem Körper schreienden Schmerz“, sagte Pugh.
Normalerweise können Menschen nur wenige Minuten im Eiswasser überleben. Weniger als eine Sekunde nach dem Eintauchen ziehen sich die Lungen zusammen, so dass ein untrainierter Mensch hyperventiliert und bis zu 60 Mal pro Minute nach Luft schnappt. Herzschlag und Blutdruck schießen durch den Schock in die Höhe – keine guten Voraussetzungen für kräftige Schwimmzüge.
Allerdings ist die Gewöhnung an Kälte keine Hexerei, wie Michael Tipton von der University of Portsmouth betonte. „Das kann jeder mit fünf oder sechs fünfminütigen Tauchbädern schaffen.“ Der Physiologe hat bei Tests mit Freiwilligen herausgefunden, dass man sich sogar das Zittern abgewöhnen kann, so dass die Muskeln effizienter arbeiten.
Die zweite Herausforderung für Pugh war allerdings, seine Körpertemperatur während seines Rekordversuchs konstant über 35 Grad zu halten, um eine Unterkühlung zu verhindern. Laut Tipton hat er das durch seine Fähigkeit geschafft, allein mit seiner Vorstellungskraft „große Mengen an Wärme zu produzieren“. „Mentale Bilder können starke physische Reaktionen auslösen“, sagt Tipton. Mit anderen Worten: Pugh hat sich schon beim Anblick des eisigen Wassers sehr warme Gedanken gemacht.