Herzebrock-Clarholz (rob). Mit einem Hattrick hat sich der Borgholzhausener Lauf- und Duathlonspezialist Jörn Strothmann beim Herzebrocker Cross-Duathlon in den Siegerlisten verewigt. Zwar vermochte der 35-Jährige vom LC Solbad Ravensberg am Samstag bei der 11. Auflage rund um das Herzebrocker „Waldstadion“ nicht den von ihm gewohnten Start-Ziel-Sieg hinlegen. Weil aber sein ärgster Widersacher, der Steinhagener Triathlet Heiko Lewanzik, mit einem Defekt an der Schaltung haderte, kam Strothmann mit einem einminütigem Vorsprung letztlich sicher vor Marcelo Ruiz (TSVE Bielefeld) und Heiko Lewanzik (TSV Obergünzburg) zu seinem dritten Sieg in Folge.
Die Zuschauer am Herzebrocker Rodelberg hätten wahrscheinlich nichts dagegen gehabt, wäre das Rennen länger offen geblieben. Im ersten Laufabschnitt über 3 km lieferten sich die beiden Kontrahenten aus dem Nordkreis nämlich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen, das Spannung bis zuletzt verhieß. Zum ersten Wechsel hatte Lewanzik gerade mal einen zehn Sekunden Vorsprung auf den als Schnellstarter bekannten Strothmann herausgearbeitet. Als Lewanzik dann aber Druck aufs Pedal seines Mountainbikes bringen wollte, streikten Kette und Schaltung. Die Kette tanzte selbst in den aufgrund des gefrorenen Bodens diesmal mit Tempo zu fahrenden Flachstücken regelrecht auf dem hinteren Ritzelblock. Jörn Strothmann gewann Runde um Runde 30 Sekunden auf den Cross-Debütanten und brauchte am Ende nur zusehen, nicht noch durch einen Sturz aus dem Rennen geworfen zu werden. Der letzte Laufsplit war reine Formsache.
„Und das passiert ausgerechnet mir“, stöhnte Heiko Lewanzik, der eigentlich als Pendant in Sachen Vorbereitung gilt. Morgens noch hatte er extra einen neuen Reifen aufgezogen für besseren „Grip“ auf dem glatten Schnee. Daran, die zwei Jahre alte Kette auszutauschen, die ihn beim Training schon manches Mal genervt hatte, dachte er nicht. „Dass die Kette zwischen zwei Ritzeln springt, war bekannt, dass die von links oben nach rechts unten hüpft war neu.“ Im Ziel brauchte er auf bissige Kommentare nicht lange warten. „Sportlich war das vielleicht Bundesliga, materialtechnisch war es gerade mal Kreisliga C“, klopfte ihm sein Vater Georg auf die Schulter. Lewanzik, der erstmals das Trikot des Triathlon-Bundesligisten TSV Obergünzburg trug, zeigte sich gleichwohl als guter Verlierer. Er blieb im Rennen, obschon er zwischenzeitlich sogar auf Rang vier zurückgefallen war. Spekulieren, wie das Rennen ohne den Defekt hätte ausgehen können, mochte er nicht. „Die Beine sind gut, jetzt ist der nächste Test der 10-km-Lauf am Bayerkreuz in Leverkusen“, bilanzierte Heiko Lewanzik für sich, wenigstens im Zeitfahrplan auf die Sommervorbereitung im Takt zu sein.
Eine gute Form stellte auch Jörn Strothmann fest. „Beim Laufen lief es heute sehr gut“, stellte Strothmann fest und bescheinigte der Cross-Veranstaltung dieses Mal einen besonderen Spaß-Faktor. „Das Radfahren auf der gefrorenen schnellen Strecke hat heute zusätzlich Spaß gebracht.“ Rund acht Minuten war der Solbad-Athlet am Samstag schneller als im Vorjahr bei aufgeweichtem Boden. Schade findet Strothmann indes, dass es in NRW kaum vergleichbare Wettkampfangebote gibt. Die ersten Crosstriathlons des Winters waren im Oktober, die nächsten sind erst im April statt.
Erneut ein starkes Rennen lieferte der Rheda-Wiedenbrücker Cornelius Borgelt ab. Der Neuzugang von TriSpeed Marienfeld, vor zwei Jahren Dritter und im Vorjahr Vierter, war als einziger mit Spikes auf den Reifen gestartet. „Das war aber nicht nur von Vorteil“, stellte der 28-Jährige fest. Auf den geraden mit Eis und Schnee überzogenen Abschnitten war Borgelt, der als ehemals aktiver Motorradrennfahrer gern in die technische Trickkiste greift, schneller als alle anderen. „Da hatte ich Grip ohne Ende.“ Tückisch erwies es sich, wenn er in den Kurven in Schräglage ging. Ohne den Kontakt der Spikes ging Borgelt („Der Cross-Duathlon ist immer ein riesiger Spaß“) bereits nach der ersten Runde auf der Einfahrt ins Waldstadion zu Boden und verlor rund 20 Sekunden. Die blutende Kniewunde habe er im Rennen gar nicht bemerkt. „Der Zeitverlust hat mir aber wohl den dritten Platz gekostet“, überlegte Borgelt gleichwohl.
Aus heimischer Sicht präsentierte sich Gerd Schlüter stark. Der 50-Jährige vom Tri-Sport-Team Verl wechselte als Zwölfer vom Rad zum Laufen und steigerte sich auf Rang acht. „Dieser Boden war technisch schwieriger, aber auch viel schneller“, freute sich Schlüter über eine Steigerung zum Vorjahr um sieben Minuten. Er sei aber auch besser trainiert. „Die Finnbahn tut meinem Knie gut“, erklärte der Postbote, im Januar noch nie so gut durchtrainiert zu haben, wie in diesem Jahr. Einen Spontanstart wagte übrigens Alex Micheel. Erst eine Stunde vorher lieh sich der Laufspezialist ein Mountainbike. „Ich wusste gar nicht, dass unser flaches Herzebrock eine so schwere Strecke rauskitzeln kann“, sagte der Lokalmatador, dem das Waldgebiet „Putz“ rund um den Rodelberg als Läufer durchaus bekannt ist.
Bei den Frauen stand die Siegerin im Prinzip schon vor dem Start fest. Die Cross-Spezialistin Nicole Kampeter vom RC Endspurt Herford sagte zwar, sie befinde sich nach der Cross-WM von Zeedam am letzten Wochenende jetzt in Wettkampfpause. An das Niveau der deutschen Spitzenbikerin, die als einzige nicht mit dem Mountainbike, sondern mit dem Crossrad fuhr, reichte auch bei einem Einsatz mit angezogener Handbremse niemand heran. „Der Spaß war da, die Veranstaltung kann man weiterempfehlen“, verteilte die Herforderin Lob an das Organisatorenteam um Renate Jakobsmeier. Die rührige Organisatorin verfehlte zwar einen Teilnehmerrekord, kann aber angesichts der Erlöse von 100 Startern wieder einen erklecklichen Betrag an die Leukämiestiftung „Hand-in-Hand“ nach Bethel überweisen. „1.150 Euro sind zusammengekommen“, strahlte Renate Jakobsmeier, die froh ist, ihre Rückzugsgedanken aus dem Vorjahr ad acta gelegt zu haben.
Ergebnisse:
Männer, 3-12-3 km: 1. Jörn Strothmann (LC Solbad Ravensberg) 53:27 Minuten, 2. Marcelo Ruiz (TSVE Bielefeld) 54:28 Minuten, 3. Heiko Lewanzik (TSV Obergünzburg) 55:00 Minuten, 4. Cornelius Borgelt (Trispeed Marienfeld) 55:18 Minuten, 5. Dietmar Müller (RC Endspurt Herford) 56:36 Minuten, 6. Michael Raabe (LC Solbad Ravensberg) 56:49 Minuten, 7. André Kupig (TC 69 Oberhausen) 57:06 Minuten, 8. Gerhard Schlüter (Tri-Sport-Team Verl) 57:39 Minuten, 9. Lukas Wilms (LC Solbad Ravensberg) 57:44 Minuten, 10. Achim Scholz (Maestro Team Wein) 57:45 Minuten, 11. Marius Wallmeier (LC Solbad Ravensberg) 57:50 Minuten, 12. Alexander Nienaber (RSV Gütersloh) 58: 20 Minuten, . . .15. Jens Schönbohm (RC Endspurt Herford) 59:38 Minuten, 16. Heiko Klein (RC Endspurt Herford) 1:00:36 Std., . . .18. Alexander Micheel (TriSpeed Marienfeld) 1:01:36 Std.
Frauen, 3-9-3 km: 1. Nicole Kampeter (RC Endspurt Herford) 56:45 Minuten, 2. Monika Könrer-Downs (Lage)
Schüler: 1. Johannes Müller (RC Endspurt Herford) 6:41 Minuten, 2. Tobias Halfar (SV Herzebrock) 7:14 Minuten, 3. Jonas Kassmann (Victoria Clarholz) 7:16 Minuten, 4. Lukas Koch (SV Herzebrock) 7:19 Minuten, 5. Philip Stalinski (Goch) 7:59 Minuten.
Staffel 3-12-3 km : 1. Uwe Heukeroth/Peter Kasperczyk 57:05 Minuten, 2. Markus Ebert/Uwe Baum 57:55 Minuten.