NW-Interview mit Sabine Schumacher

Gütersloh (rob). Vor zwei Wochen hat sich Sabine Schumacher als zweite Frau aus dem Kreis Gütersloh für den Ironman auf Hawaii qualifiziert. Im Rückblick beschreibt die 42-jährige Industriekauffrau, die halbtags in der Rietberger Volksbank arbeitet, den langen Ironman-Tag in Klagenfurt (Kärnten), ihre Stimmung davor und danach. In ihrem dritten Wettkampf über 3,8 km Schwimmen, das im Wörthersee stattfand (1:07:01 Stunden), 180 km Radfahren (5:36:19 Stunden) und 42,2 km Laufen (3:57:53 Stunden) steigerte sich die allein erziehende Mutter zweier Kinder, die in Verl-Bornholte wohnt, um genau 53 Minuten auf 10:49:21 Stunden.

NW: Sabine, im Rückblick. Was war der härtere Teil beim Ironman Austria: Das Rennen selbst, oder der Umstand, ganz allein die 1.100 Kilometer anreisen zu müssen?

Schumacher: Die Anreise war schon stressig und so nicht geplant. Nachdem klar war, dass mein Freund nicht mitfährt, wollte ich absagen und zu Hause bleiben. Einen Flug zu bekommen war nicht mehr drin, die anderen Fahrgemeinschaften waren alle besetzt. Meine Freundin hat mich dann überzeugt, nach dem Motto: jetzt erst recht. Ich habe mich dann allein ins Auto gesetzt und bin runter gefahren. Vor Ort war es günstig, dass ich in der Jugendherberge direkt am Schwimmstart untergebracht war. Dort trafen sich alle. Es war ein Dreh- und Angelpunkt. Ich habe den anderen Startern aus Verl und Marienfeld gesagt, sie dürften mich jetzt nicht allein lassen. Da hat mich, echt nett, der ganze Trupp morgens zum Start abgeholt.

NW: Beim Triathlon selbst lief es über alle Erwartungen hinaus gut. Gibt es eine Erklärung, vielleicht dass um sechs Kilo günstigere Gewicht?

Schumacher: Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung. Das Gewicht könnte eine Rolle gespielt haben. Oder mein intensives Spinning-Training im Vorfeld, womit ich gut Kraft aufgebaut habe. Aber ich glaube, ich hatte einfach einen guten Tag.

NW: Deutete sich die gute Form in den Wettkämpfen zuvor bereits an?

Schumacher: Ich habe außer einer Halbdistanz drei Wochen vorher keinen Triathlon bestritten. Die Liga-Mannschaft, die mich letztes Jahr auf Trab gehalten hat, ist für dieses Jahr abgemeldet. Ich hatte schon lange nicht mehr eine so ruhige Saison wie jetzt.

NW: Im Ziel war nicht sofort klar, dass es mit der Qualifikation für Hawaii geklappt hat. Wann hast Du dran geglaubt?

Schumacher: Zuhause hatte meine Familie den Ironman über das Internet verfolgt. Da stand recht schnell das Ergebnis drin mit dem Hinweis, dass ich meine Klasse gewonnen hatte. Ich wollte das zunächst gar nicht glauben. Außerdem war für mich nicht klar, ob ich die Startkarte überhaupt annehme. Den Startplatz musste ich ja am darauf folgenden Tag schon mit 450 Dollar bezahlen, sonst wäre er verfallen. Da haben viele Leute auf mich eingeredet mit dem Argument, dass das eine einmalige Chance sei. Das hat mich dann überzeugt.

NW: Anfangs hieß es, die Finanzierung für den rund 3.000 Euro teuren Flug mit Aufenhalt vor Ort sei nicht gesichert. . .

Schumacher: . . .Genau, aber da hat sich ja jetzt eine Lösung gefunden. Das ist schon verrückt: Nachdem die ersten Sponsoren zugesagt hatten, kamen nach und nach immer mehr Leute, die mich unterstützen wollten. Bei der Arbeit werde ich angesprochen auf der Straße, das ist schon toll. Sogar von der Bundeswehr hat einer angerufen, der hätte mich vergünstigt mit der Militärauswahl mitnehmen können. Da hatte ich meinen Flug bei Hannes-Hawaii-Tours aber schon gebucht.

NW: Hast Du eine Erklärung dafür, warum die Leute so Anteil nehmen an diesem Erfolg?

Schumacher: Es ist auf jeden Fall irre. Drei Tage nach dem Ironman habe ich meine erste Spinning-Stunde als Trainerin gegeben, da hat die ganze Mannschaft da gestanden und noch mal applaudiert und mir Blumen überreicht. Da hatte ich richtig Tränen in den Augen. . . . Diese Anteilnahme, für die ich den Freunden auf diesem Weg mal Danke sage möchte, berührt mich mehr als die Wettkampferfolg in Kärnten selbst.

NW: Wie kriegt man das eigentlich alles unter einen Hut: Familie mit zwei Kindern, alleinerziehend, den Hund, halbtags den Beruf und dann das Training.

Schumacher: Disziplin und Organisation sind alles. Ich muss aber sagen, dass meine Mutter , meine Freundin Esther Hänsdieke und meine beiden Kinder mich in jeder Hinsicht unterstützen. Meine Kinder, die 13-jährige Randi und die 10-jährige Romi, geben mir immer Zeit zum Training. Die finden ihre Mama so cool. Im Gegenzug muss ich denen natürlich auch einige Versprechungen machen für die Zeit danach. Gerade am Sonntag war ein gutes Beispiel: Ich bin einige Stunden Rad gefahren und als ich zurück kam, hatten die Kinder die ganze Wohnung aufgeräumt. Und mein Hund Lilly begleitet mich bei jedem Training.

NW: Welches Ziel setzt Du Dir für den Ironman Hawaii am 15. Oktober?

Schumacher: Die Arbeit, sprich das Training, das geht ja jetzt erst los. Es war ja so gar nicht geplant und jetzt hänge ich noch einmal dreieinhalb Monate Training dran. Den Berlin-Marathon habe ich schon gegen Münster-Marathon getauscht, denn zwei Wochen vorher noch einen Marathon das wäre zu knapp. Ein Ziel mit Endzeit werde ich bewusst nicht setzen. Ich möchte nur ankommen. Hawaii ist der Ironman zum Erleben. Einmal dabei gewesen zu sein, das ist wichtig.