Ironman Germany in Frankfurt: Ulrich Christmann löst das Hawaii-Ticket

Gütersloh (rob). „Nur für Sekunden spürst du, warum du dir das antust. Aber diesen Moment wirst du nie vergessen.“ Der Slogan, mit dem der Veranstalter des Ironman Germany in Frankfurt für den Zieleinlauf auf dem Römerberg werben (s. Foto), traf die Gefühlslage von Ulrich Christmann am Sonntag Nachmittag um 16.30 Uhr auf den Punkt. Vor rund 300.000 Zuschauern machte der 41-Jährige Athlet von Trispeed Marienfeld nach 9:30:36 Stunden den letzten Schritt und qualifizierte sich mit Rang vier in seiner Klasse TM 40 direkt für den Ironman auf Hawaii am 21. Oktober. Teamkollegin Sabine Schumacher erreichte in der Finanzmetropole mit 11:15:08 Stunden ihr bislang zweitbestes Ironman-Ergebnis, blieb aber ohne Fahrkarte nach Big Island. Der Verler Ralf Pähler finishte in 11:48:13 Stunden.

„Eine Bronzemedaille bei der Europameisterschaft, das wäre natürlich noch doller gewesen“, sagte Christmann, der aber auch so gerne am Montag zur Siegerehrung ging und die 420 Euro Startgeld für das Rennen im Mekka des Triathlonsports abdrückte. „Finanziell werde ich mich jetzt zwar etwas übernehmen, aber das ist mir egal“, sagte der Krankenpfleger, der zwar immer mit dieser Hawaii-Qualifikation rechnen durfte, aber nicht immer dran geglaubt hatte.

Morgens am Start war der Krankenpfleger nämlich noch „richtig mies drauf gewesen“. Die dezentral angelegten Schauplätze, die Bahnfahrt zur Wechselzone, das gar nicht aufkommende Flair einer großen Ironman-Familie bei der Nudelparty und in den Cafés am Vorabend drückten auf die Stimmung. Die wenige heimelige Atmosphäre nervte den 41-Jährigen, der es anders kannte von seinem Debüt in Klagenfurt vor einem Jahr. Als es dann auch noch morgens regnete, war Christmann völlig entmutigt. Er wollte sich schon eine „große Katastrophe“ einreden. Doch bereits beim 3,8-km-Schwimmen, das er ohne Neoprenanzug im 26 Grad warmen Waldsee in guten 1:05:04 Stunden abhaken konnte, hellte sich die Miene auf. Beim Radfahren über 180 km kam Christmann mit nur drei Pinkelpausen durch. Vor Jahresfrist hatte er noch sieben Stopps eingelegt. Und der Marathon lief für den 10-km-Spezialisten in 3:08 Stunden wie am Schnürchen.

Die Halbmarathonmarke passierte er bereits nach 1:28 Stunden. Dass Harsewinkels „blonder Engel“, wie Christmann wegen seiner wehenden Haarpracht zuweilen genannt wird, in dieser Phase an Top-Stars wie Vuckovic, Leder und Stadler förmlich vorbeischwebte, gab zusätzlich Auftrieb. Die Stars lagen auf dem 10-km-Rundkurs, der viermal zu laufen war, zwar eine Runde vor ihm. „Das war mir in dem Moment aber egal.“ Erst auf den letzten 15 Kilometern kam die Krise. „Ich dachte schon, ich werde rückfällig“, hatte Christmann die Aufgabe von Klagenfurt vor Augen, wo er 2005 glänzend im Rennen lag, beim Halbmarathon wegen Rückenschmerzen aber das Handtuch warf. Dieses Mal lief er die zwölftbeste Marathonzeit aller 2.200 Teilnehmer.

Diesmal lief es besser. Mit einer Taktik kleiner Belohnungen lief Christmann weiter und weiter. Vom Rücken spürte er nichts. Für zehn Minuten laufen knapp über einem 4er Schnitt gönnte er sich eine Minute Gehpause. Getrunken hat er „alles was ich kriegen konnte“, denn nachmittags kam die Sonne raus. Damit hat sich das immense Vorbereitungsprogramm von 200 km Schwimmen, 10.000 km Rad und 2.000 km Laufen seit Jahresbeginn ausgezahlt. Mit dem Start bei den Weltmeisterschaften im Oktober geht für ihn ein Traum in Erfüllung. „Hawaii werde ich jetzt aber ganz entspannt angehen“, sagt Christmann.

Mehr mit der Hitze zu tun hatte Sabine Schumacher am „längsten Tag des Jahres“. Mit Rang sieben in ihrer Altersklasse verbuchte die Verlerin ebenfalls ein Top-Resultat bei der erstmals ausgeschriebenen Europameisterschaft, war dabei aber fast zwei Stunden länger der Sonne ausgesetzt als Christmann. Die 43-Jährige kam nach dem Schwimmen (1:16:52 Stunden) besonders auf der Radstrecke, wo sie einen Durchschnitt von 32 km/h hinlegte, gut zurecht. Den Marathon fand sie einfach nur „herrlich“. Sabine Schumacher hatte sich mit gleichem Aufwand wie 2005 vorbereitet, als sie mit 10:49:21 Stunden in Klagenfurt die Bestzeit ablieferte. Frankfurt war nun ihr sechster Ironman. Dass es mit Rang sieben in der TW 40 dieses Mal nicht für eine Fahrkarte nach Hawaii reichte, fand die Bankkauffrau nicht weiter tragisch. „Dieses Jahr wollte ich ohnehin nicht dorthin“, will sie ihr Augenmerk für den Rest dieser Saison auf diverse Kurzdistanzen mit der Regionalliga-Mannschaft von Trispeed legen. Klagenfurt bleibt weiterhin ihr Lieblingsironman, da liegt sie mit Uli Christmann auf einer Wellenlänge. Schumacher: „In Klagenfurt ist mehr Ramba-Zamba an der Strecke. Und die Athletentreffs im Vorfeld vermitteln mehr das Gefühl einer großen Triathlonfamilie.“