Erlebnisbericht über 24-MTB-Rennen in Finale/Ligure (Italien) von Georg Bienert – „Confetti“ im Nationaltrikot

Prolog:

Freitagnachmittag, komm mal ans Telefon, ist irgendwas mit Mountainbike. Was das wohl wieder ist, denk Ich – und dann die Stimme: Sportograf, Guido Holz. Du hast den Platz als Einzelstarter in Finale gewonnen- wenn Du der bist, der geschrieben hat, nie etwas zu gewinnen! Jau-, das bin Ich! Dann bis nächste Woche, heißt es!!

Ab diesem Augenblick ist vorbei mit ruhigem Wochenende. Planung sofort. SAMSTAGS in die Firma, Urlaub einreichen!!!

Dann Montag das OK (mit dem üblichen Gesichtsausdruck der anderen, wieder 24 MTB Rennen, und jetzt auch noch in Italien, übergeschnappt).

Nach 2 Tagen Gefährten gefunden (einer hat vor 2 Jahren das Ticket gewonnen und meinte, so fängt es immer an mit Finale), die mich mitnehmen- Treff Mittwochabend Frankfurt.

2 Autos, ein Bully voll gepackt, und los(mit den üblichen 3 Stunden Verspätung, den Sportler packen mehr als Frauen im Schlussverkauf).

Donnerstagmittag in Finale. Wir sind sehr früh, können uns den Platz aussuchen. Zelte aufgebaut, Essen machen und die Räder raus. Aus Respekt vor der Strecke, habe Ich mein Tourenfully mitgenommen, fürs erste Mal hier nachhaltig eine gute Lösung, wenn auch 2,5 Kg schwerer.

Testel die Strecke und mir wird klar, das was die anderen gemeint haben, mit, „ist mit Rennen in Deutschland nicht zu vergleichen“, bedeutet. Staubige Anstiegen und Abfahrten auf einem Freeride Kurs, Steilkurfen, und schmale Trails. Schön aber herbe.

Abends dann erster Defekt (wann außer im Urlaub bricht eine Stellschraube im Shifter, Pest), die anderen haben „nur“ Platte, die sind schnell behoben.

Freitagmorgen zum Service, Topp, Schraube und Zug da und in 10 Minuten und 5 Euro später fahren wir „La Grotta“, rauf, nicht runter. Erst oben macht sich der Federweg endlich positiv bemerkbar- runter geht’s.

Abends treffe Ich noch kurz auf die Sportografen, bringen mir auch noch ein Zelt mit. Abends dann grillen wie um uns rum, Dolce Vita mit all den anderen.

Samstagmorgen dann Schock. Seit 2 Jahren im Gebrauch und heute schließt das Schloss am Rad nicht mehr auf. Nichts zu machen. Hilfe kommt vom TOM. Mit ihm zum Platz und unter den Augen vieler Starter und Besucher, knacken wir mit Hilfe eines Netten Älteren Herrn das Schloss – Gut jemanden dabei zu haben, den hier jeder kennt und der perfekt Italienisch spricht.(Erspart wahrscheinlich den Strick)

Mittlerweise ist richtig was los auf dem Platz, überall Familien und Freundeskreise des MTB.

Das Zeltlager hat sich an der Strecke und bis in den Wald vergrößert. Neben uns Starter aus Spanien und Österreich.

Noch schnell bei SUPERNOVA vorbei, Danke sagen für angebotene Hilfe.

Dann wird es langsam ernst – der Start rückt näher, wird dann um eine Stunde verschoben. Zeit zu essen und Geschichten zu lauschen.

2 Uhr- der Start. Ich stelle mich als letzter hinten an, wer weiß was kommt bei diesem „Le Mans“ Start.

Neben mir stehen Gaius und Flavius Vinizius, verkleidet als römische Legionäre, andere als Grüne Männchen getarnt.

Der Start – laufen zum Rad, unter großem Hallo der Zuschauer.

Ich fahre hinten ran und hoffe das vielleicht 10 Runden zu machen sind – und das ohne Sturz.

So habe Ich in der ersten Runde etwas Ruhe. Die Strecke geht gut an, das Wetter ist top.

Welche ein Kontrast, rechts unten die Küste, das Meer, um uns der Staub.

Viele erste platte, kein Wunder bei den Abfahrten.

Nach 3 Runden erste Pause, und Ich bin irgendwie mehr geschafft als in Duisburg nach 10 Runden. Und der Sieger wird an die 45 Runden fahren, unglaublich denkt man, während die anderen vorbeiziehen, ein nettes „Grazie“ keuchend.(der Einsteigerkurs in Fahreritalienisch war sehr hilfreich, thanx Thunderbird).

Auf der Strecke herrscht gute Stimmung, Freundlichkeiten wechseln, Gelächter wenn man nichts versteht (ich muss italienisch lernen)- weil man an den grünen Nummern erkennt, das man Leidensgenosse ist.

Dann der erste Speichebruch, mit klingeln in der Felge bis zum nächsten Checkpoint, Wasser wird gereicht, geholfen wird mit Kreppband, Tesa sei Dank.

2 Runden später in der Abfahrt Platten vorne – Schwein gehabt, vor den Steilkurven- und Hilfe direkt 10 Meter neben mir.

Abends spielt auf der Bühne wohl etwas bekanntes, da das Publikum vor der Bühne mitsingt – und Ich schaue mir vom Rad diese vollkommen schräge Gruppe an (Pinguin mit Feen?), zur Freude des Publikums und der Kamerateams. Noch 2 Runden unter Licht. Trotz 60 Watt will man mehr Licht auf dem Trail, bei dem Staub. Aber die Küste im Licht nachts von oben macht alles wett.

Um 12 erst mal Wecker stellen und hinlegen – vorher noch duschen(Kult, dieser Dusch LKW, Nachahmung erwünscht), sonst ist nur noch schieben angesagt nachher.

Um 4 Uhr wieder aufstehen, frühstücken und das Treiben auf dem Platz genießen – man trifft sich eben öfter wieder, müde, grinsend.

Viele der Einzelstarter sind wie ich müde und platt – aufhören, ne, eine Runde noch heißt´s, geht ja noch.

Um 11 habe ich wenigstens meine 11 Runden, keinen Sturz und nur einen platten, plus einen Schleicher –frühstücken, aufpumpen und noch eine Runde, um mit der Kamera die Strecke für zu Hause abzufilmen, und diese schon schrägen anderen Fahrer, wie als Legionäre verkleidete Tandemfahrer, ein fahrendes Gespenst, Robin Hoods und was noch alles an außerirdischen. Die Runde wird schwer, und um halb 2 mache Ich Schluss (für diesmal?).

Die um die ersten Plätze kämpfen fahren und fahren. Von uns haben 2 Einzelfahrer 22 & 28 Runden gedreht, einen anderen aus einem 2 er Team hat es schon nach 5 Runden gereicht, 4-mal gestürzt, Ende- und Er hat mich in den ersten Runden stehen lassen wie nichts.

Das Rennen ist vorbei, jetzt langsam Rad entstauben und diesen tollen Dusch LKW wieder nutzen. Drinnen reges Treiben, viel italienisch für alle – alle zufrieden scheint’s. Überhaupt war es sehr angenehm- selten ein so ruhiges freundliches Klima im Umgang mit allen erlebt, ob auf der Strecke oder an den Plätzen. Nachher treffe Ich noch Guido (Sportograf), auch zufrieden- obwohl 24 Stunden Fotos machen und an der Strecke schlafen!!– für alle eine langer Tag.

Verabschiede mich noch bei den Organisatoren, die fragen ob es gefallen hat- Ich sage ja trotz der langen Reise (staunen das Ich 2500 km fahre, galaktische Entfernungen eben) und verspreche Besserung in Italienisch – wenn Ich nächstes Jahr wieder kommen sollte.

Abends packen und ausruhen und dann in den Insider Tipp von Iron-Simon zum Essen in ein „Gasthaus“, wo es nur Dinge aus eigenem Anbau gibt. Speisekarte nein, die Wirtin sagt an.

Das Essen ist mehr als reichlich, und obwohl wir 12 Personen sind, geben wir nach Antipasta und Pizza auf. Selten so gut gegessen – einstimmig.

Epilog:

Montagnacht nach haus, kommen gut durch.

Nach 1234 km wieder zuhause, vollkommen platt.

Abends lasse Ich das gefilmte ablaufen am Rechner laufen, meine Beine werden schwerer, krampfen leicht! Erste Abhängigkeitszeichen??

Abends kurz vorm einnicken, zufriedenes Grinsen – noch 363 Tage.

Ich will nach Finale.

PS:

Danke noch mal an die Sportografen für Startplatz, alle die mit mir unterwegs waren und die Ich dort kennen gelernt habe für den Spaß – und an alle hier die sich für mich gefreut haben.

Schorsch