Gregor Rüschoff: Im 27. Triathlon-Jahr zum Ironman

Marienfeld (rob). Sechseinhalb Wochen vor seinem Ironmandebüt steigt beim Marienfelder Gregor Rüschoff die Spannungskurve. „In Gedanken bin ich jetzt immer öfter beim Ironman“, stellt der 41-Jährige fest, der am 23. Mai auf Lanzarote, der vermeintlich härtesten Langdistanz, seine Premiere gibt. Die hatte ihm vor knapp einem Jahr Ex-Radprofi und Freund Jörg Ludewig „eingebrockt“ mit dem Geschenk eines Startplatzes zum 41. Geburtstag.

Das Leben hat sich seitdem verändert. Obwohl Gregor Rüschoff seit 27 Jahren schon Triathlet, Läufer und Radler ist, sieht er den ersten Ironman als Start in eine neue Dimension. „Soviel habe ich in meinem Leben ja noch nie trainiert“, sagt er. Die berufliche Neuorientierung lässt dem gelernten Kaufmann derzeit Raum für 15 bis 20 Wochenstunden Training, das er nach einem strikten Trainingspan absolviert.

Weil er schon so lange dabei ist, haben Rüschoff die enormen Umfänge bis dato nicht sonderlich belastet. 27 Mal hat er bereits den Hermannslauf gefinisht. Auch im Triathlon war er 1983 ein wahrer Vorreiter: Mit gerade 16 Jahren bestritt er seinen ersten Triathlon in Schieder-Schwalenberg. Natürlich war er dabei, als zwischen 1984 und 1987 mit dem Zieleinlauf vor der Sparkasse die vier legendären Gütersloher Triathlons den Sport in der Region bekannt und beliebt machten. Rund 100 Dreikämpfe, die meisten über die Kurz- und Volksdistanz, hat er in seiner „Karriere“ gemeistert. Durchschnittlich bleiben die meisten Dreikämpfer zwischen fünf und acht Jahre der Sportart als Wettkämpfer treu. In Triathlon-Generationen gemessen ist Rüschoff insofern eine Generation vor Heini Engelmeier angefangen und ist jetzt zwei Generationen nach Markus Appelbaum immer noch dabei.

Den größten Leistungssprung hat Gregor Rüschoff über den Winter auf dem Rad gemacht. Das könnte für sein Ironman-Debüt noch äußerst hilfreich sein, messen erfahrene Langdistanzler doch dem 180-km-Teilstück den größten Anteil an der Endzeit bei. Seinen Einstand beim schweren, 238 km langen Ötztaler Radmarathon über vier Alpenpässe gab Gregor Rüschoff im August 2008 mit glänzenden 9:26 Stunden. Mit zwei Radtrainingscamps auf Mallorca hat er an der Form gefeilt, zu einem dritten Camp wurde er jetzt Ende April vom Sponsor in den Robinson Club eingeladen. Dass er im Januar die Profis Klöden, Hondo und Grabsch auf „Malle“ beim Training begleitete und unterhielt („Wir waren deren Entertainer“), hatte sich in der Heimat schnell herumgesprochen. Mitgezogen haben bei dem nicht ganz billigen Unterfangen einige die Sponsoren. So finanzieren eine Unternehmensberatung, ein Kosmetikkonzern, ein Hersteller für leichte Laufräder und ein Sportartikelhändler Rüschoffs Trip zur Vulkaninsel.

Als Orientierung hat sich der Routinier die 11 Stunden gesetzt, was für den Lanzarote-Ironman schon eine Ansage ist. An Hawaii denkt er nicht, denn um dafür die Qualifikation zu schaffen, müsste er laut Statistik der letzten Jahre in 10:36 Stunden finishen. Lieber will er seine Unbeschwertheit, mit der er die großen Aufgaben anging, bewahren, denn die hat ihm bislang immer geholfen. Wenn anderen Athleten Minuten und Stunden vor dem Start vor Aufregung schon schlecht ist, reißt „Gretsche“ Rüschoff stets die besten Witze. Einer seiner Vorteile: Er ist noch nie „geplatzt“ – auf der Langdistanz ist das ein unschätzbarer Vorteil. „Beißen“ kann er – einen Wettkampf aufgegeben hat Gregor Rüschoff noch nie. „Biss“ wird er brauchen, denn Lanzarote gilt als der härteste Ironman, den die World-Ironman-Series zu bieten hat: Die härtesten Gegner dieses außergewöhnlichen Triathlons über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen durch die karge, bergige Gesteinslandschaft sind schnell aufgezählt: Wind, Wind und Wind.

Ab nächste Woche hier: Tagesberichte von Gregs Team-Alpecin-Trainingslager im Robinson-Club auf Mallorca